Antrag: Runder Tisch mit allen Waldnutzer*innen

17. Juni 2020  Antrag, Gemeinderäte, Gesundheit, Umwelt

DIE LINKE Esslingen beantragt, die Stadt möge zum runden Tisch aller Nutzerinnen und Nutzer einladen, die ein Interesse an einer gemeinsamen Waldnutzung und -erhaltung haben. Dadurch soll eine Lösung angestrebt werden, die verhindert, dass die Stadt mit Bulldozern und schwerem Gerät beim Trailrückbau schwerwiegende und dauerhafte Schädigungen des Waldbiotops verursacht, welche in keinem Verhältnis zum  Schaden durch die Zweiradfahrenden steht. Im Gegenteil soll, der Dialog durch Ausweisung von Singletrails, der Artenvielfalt, dem Lebensraum Wald als solchem und den unterschiedlichen Nutzungsinteressen dienen.

Begründung: Der jüngste Rückbau von Mountainbike-Trails im Esslinger Stadtwald zeigt die zerstörende Wirkung eines Konfrontationskurses. Illegaler Bau von Trails und das brachiale Entfernen der aus Totholz und Erde bestehenden Anlagen verursachen dem Ökosystem Wald schwereren Schaden.

Der aktuelle Stand der Wissenschaft und alle Studien „belegen, Mountainbiken gehört zu den umweltfreundlichsten Sportarten“ (Handbuch Sport und Umwelt Seite 342 ff. 3. überarbeitete Auflage Aachen 2000).

Darüber hinaus „begrüßt die Landesregierung ausdrücklich das Rad- und Mountainbike fahren im Wald. So soll jeweils dezentral vor Ort die Ausweisung von Mountainbikewegen bedarfsgerecht voran gebracht werden – gemeinsam mit den Waldbesitzenden und den Interessengruppen, die den Wald in ihrem Sinne nutzen wollen.“ (Ministerium für Verkehr Baden Württemberg vom 30.01.2014 „Mountainbike fahren im Wald – Infos zur „2-Meter-Regel“).

Nicht nur in Coronazeiten mit allen Beschränkungen, sondern insgesamt boomt Mountainbike fahren, so dass in der Tat von einem Breitensport gesprochen werden kann. „Laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach, fahren in Deutschland ca 15 Mio. Menschen Mountainbike, davon 11,7 Mio nur ab und zu und 3,8 Mio häufig.“ (Mountainbike Handbuch Baden Württemberg Seite 11 Abbildung 1). „Für 58% der Mountainbiker macht ein hoher Singletrail- Anteil eine gute Bike-Tour aus“ (ebenda Seite 12 Abbildung 3). Wir reden ausdrücklich nicht von einer Downhill- Strecke, obwohl auch die nachweislich „absolut naturverträglich ist und nichts und niemandem schadet.“

Um mit den Bürger*innen möglichst bedarfsgerechte Strecken zu finden und auszuweisen, möge die Stadt zum runden Tisch einladen, um dem ausdrücklichen Wunsch des „Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) […]für die Konzipierung und Ausweisung neuer Singletrails auf der örtlichen Ebene Folge zu leisten. Die „bestehende Möglichkeit der Ausnahmeregelung soll dabei flächendeckend anzuwenden sein. Die Unteren Forstbehörden werden entsprechend informiert und aufgefordert, die Konzeption von Singletrails auf lokaler Ebene konstruktiv zu begleiten.“

Die enorme Stärkung und Ausbildung der Rückenmuskulatur durch die Aktivposition, welche nur beim Befahren von Singletrails eingenommen wird, bildet einen perfekten Ausgleich zur sitzenden Tätigkeit eines großen Anteils der Bevölkerung. Die starke Belastung unseres Gesundheitssystems durch Rückenleiden kann durch die bedarfsgerechte Förderung dieses Sports spürbar reduziert werden.  Selbst die Krankenkassen werben zunehmend für Mountainbiking und werden in der Umsetzung durch die immer noch fehlenden Singletrailstrecken behindert. Statt Bulldozern und schwerem Gerät zum Trailrückbau setzen wir auf Sensibilisierungsmaßnahmen und ein respektvolles Miteinander aller Beteiligten.

Mit herzlichen Grüßen

für die Fraktion DIE LINKE

Martin Auerbach

Zur einfacheren Selbstrecherche:

https://www.dimb.de/wp-content/uploads/2019/02/HEWaldG_Anlage_1_zur_Offiziellen_Stellungnahme.pdf)
https://www.dav-heilbronn.de/de/aktiv/mountainbike-1/trails-am-schweinsberg.html
https://www.dav-heilbronn.de/de/aktiv/mountainbike-1/trails-am-schweinsberg.html