Aus der „grünen Hölle“: Kostendeckende Leichen und der Papst ist auch noch katholisch

Leserbrief zur Kürzung der Bonuskarte und zu kostendeckenden Leichen. Die Bemerkung über die „grünen Jubelperser des Tagblatts“ wurde ebenso gekürzt wie die billigste Bestattungsversion mit 207.- € in der Schweiz. Eine bessere Bestätigung der Kritik am Tagblatt kann man nicht bekommen. Hier der vollständige Leserbrief:

Die neue Bonuscard erhält, wer als Alleinstehender unter 870 € hat, früher war die Grenze 1070 €. Ein Sechs-Personen-Haushalt durfte früher 3000 € zur Verfügung haben, jetzt sind es nur noch 2440 €.
Die massive Verschlechterung von über 20 % wird von den grünen Jubelpersern des Tagblatts in Anlehnung an die Verwaltungsspitze ebenso als Erfolg gefeiert wie die Unverschämtheit mit den neuen Bestattungsgebühren. Die Park-Funktion der Friedhöfe, insbesondere des Stadtfriedhofs, war der Stadt früher einen Pflegeaufwand von 100 000 € wert. Das wurde jetzt zum Defizit erklärt und muss zukünftig von den Hinterbliebenen bezahlt werden. Die zahlen auch kalkulatorische Zinsen für den Liegeplatz jeder Leiche oder Urne in einer Höhe, die nur noch mit der Rendite von Problemland-Staatsanleihen erzielt werden könnte. Die Stadt Konstanz verzichtet „zur Dämpfung der Friedhofsgebühren“ auf kalkulatorische Zinsen. Wenn die Stadt Tübingen mit ihrer gierigen Absahnerei so weitermacht, werden sich immer mehr Leute nach alternativen Bestattungsmöglichkeiten umsehen . Beim Schweizer Institut „Urban“ z.B. kostet die „Anforderung der Urne beim Krematorium mit anschliessendem Versand der Urne per Post Euro 207.- … eine Anforderung der Urne mit friedlicher Waldbestattung in der Region Zürich ab Euro 575.-„. Auf den Tübinger Friedhöfen werden dann nur noch die ganz Reichen und die bestattet, deren Bestattungskosten sowieso der Staat übernehmen muss.

Anton Brenner, Stadtrat der Linken, 12.10.2011

Mein CDU-Gemeinderatskollege Dr. Kühn hatte sich ereifert, weil unsere Bundestagsabgeordnete Heike Hänsel den Papst nicht sehen wollte. Dazu ein Leserbriefkommentar im Tagblatt:

Sehr witzig. Großes Lamento, weil der Papst katholisch ist. Sollte Papst Ratzinger zu Präsident Wulff sagen, das Ideal „bis dass der Tod euch scheidet“ und „in guten und in schlechten Tagen“ ersetzen wir mit „bis dass das nächste Boxenluder euch über den Weg läuft“ ? Die Papstkritik erinnert mich an ein Flugblatt aus Studententagen, das sich über Gegenpapst Küng lustig machte. Wenn einer 96 kuriose Dogmen vom Zölibat bis zur leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel lehre, käme es doch auf ein weiteres, die Unfehlbarkeit des Papstes, auch nicht mehr an. Die Papst-Geiferer, meine linke Parteifreundin Heike Hänsel und meinen schwarzen Kollegen Kühn, schließe ich gerne in mein nächstes Nachtgebet ein. Halte es aber lieber mit Oskar Lafontaine, der in einem Interview sagte: „Ich würde dem Papst zuhören, wenn ich im Bundestag wäre. Was viele nicht wissen, er hat geschrieben: ‘In vielem stand und steht der demokratische Sozialismus der katholischen Soziallehre nahe, jedenfalls hat er zur sozialen Bewusstseinsbildung erheblich beigetragen.’“ Zum grünen Fenster guckt Ratzinger seit seiner Bundestagsrede er ja auch hinaus.
Da muss man eben akzeptieren, dass er auch manchmal verstohlen aus dem Pius-Bruder- oder Opus-Dei-Fenster schielt. Hauptsache er bleibt dabei, dass die Trennung von Staat und Kirche seit Jesu Wort, „gebt dem Kaiser, was des Kaisers und Gott, was Gottes ist“, eine Errungenschaft der christlichen Aufklärung ist. Es gab Zeiten, da wäre ein Papst noch wegen der Zustimmung zu Säkularisierung und Menschenrechten verbrannt worden.

Anton Brenner
Stadt- und Kreisrat der Linken , 27.09.2011


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