DIE LINKE fordert „Bundesprogramm Kita- und Schulverpflegung“, denn gut Lernen und gut Essen gehören zusammen

01. Juni 2016  Anfrage, Gesundheit

karinDie Kita- und Schulverpflegung in Deutschland ist insgesamt immer noch mangelhaft. Betroffen sind zwei Millionen Kita-Kinder und über vier Millionen Schülerinnen und Schüler. Allzu oft ist das Essen von schlechter Qualität und erfüllt ernährungsgesundheitliche Anforderungen nicht. Die Mahlzeiten sind zu fett, zu süß und enthalten zu wenige Vitamine und Ballaststoffe. Schulen und Trägern fehlt es an Geld, Fachleuten und geeigneten Räumen. Nur die Hälfte der Schülerinnen und Schüler in den Ganztagseinrichtungen nimmt überhaupt an der Gemeinschaftsverpflegung teil. Kinder und Jugendlichen werden häufig nicht in die Essensplanung einbezogen. Das Ernährungsthema spielt im Erziehungs- und Lernalltag nur eine Nebenrolle. Kinder aus armen Familien werden bei nicht gezahlten Beiträgen von der Gemeinschaftsverpflegung ausgeschlossen, wie unlängst in Berlin der Fall.

Derartige Zustände wirken sich nachteilig auf die gesundheitliche Entwicklung und den Lernerfolg der Kinder und Jugendlichen aus. Um endlich gutes Essen in Kitas und Schulen durchzusetzen, das auch allen Kinder schmeckt, fordert die Linksfraktion ein „Bundesprogramm Kita- und Schulverpflegung“. „Ziel muss eine qualitativ hochwertige, altersgerechte und abwechslungsreiche Kita- und Schulverpflegung sein, an der alle Kinder und Jugendlichen unentgeltlich teilnehmen. Wer dahinter zurück bleibt, braucht Nachhilfe“, erklärt Karin Binder (MdB), ernährungs- und verbraucherpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. In dem Antrag, der am morgigen Donnerstag im Bundestag debattiert wird, formuliert sie folgende Voraussetzungen für das Gelingen einer guten Gemeinschaftsverpflegung:

1. Täglich frisch kochen in den Einrichtungen, mit Zutaten aus der Region und unter Beteiligung der Kinder. Die Warmhalteküche, bei der das Essen auf Großküchen angeliefert wird und teils stundenlang herumsteht bevor es den Kindern vorgesetzt wird, ist nicht mehr zeitgemäß.

2. Fragt endlich die Kinder, was sie essen wollen! Es ist unerlässlich, die Kinder und Jugendlichen in die Planung, Zubereitung und anschließende Bewertung der Mahlzeiten einzubinden und Mitbestimmungsmöglichkeiten zu schaffen. Nur so nehmen sie auch gern am Gemeinschaftsessen teil.

3. Wir brauchen bundesweit einheitliche und verpflichtende Qualitätsstandards fürs Essen, deren Einhaltung auch überwacht wird sowie einheitliche Vorgaben für Ausschreibungen und Leistungen. Es ist unverzichtbar, dass auch die Gemeinschaftsverpflegung bei Geschmack, Hygiene und Ernährungsgesundheit den Pisa-Test bestehen.

4. Mindestpreise statt Kampfpreise. Die Kosten für eine gute Verpflegung betragen derzeit mindestens 4,50 Euro je Mahlzeit am Tag – bei 7 Prozent Mehrwertsteuer. Wer darunter bleibt, macht Abstriche bei Qualität und Geschmack und damit letztendlich auch bei der Gesundheit der Kinder.

5. Die Kita- und Schulverpflegung muss fächerübergreifend mit dem Erziehungs- und Lernalltag verknüpft werden. Das ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Gemeinschaftsverpflegung. Wer viel über die Herkunft und Zusammensetzung der Lebensmittel weiß und bei der Zubereitung der Mahlzeiten mitmacht, hat auch Lust auf gemeinsames Essen und gesunde Ernährungsstile.

6. Die Gemeinschaftsverpflegung muss beitragsfrei sein. Können Eltern die Beiträge nicht bezahlen, werden die Kinder und Jugendlichen teilweise von der Verpflegung ausgeschlossen. In Deutschland erfahren Kinder über die Gemeinschaftsverpflegung Ausgrenzung und Diskriminierung. Solche Zustände sind aus Sicht der Fürsorge und der Ernährungsgesundheit nicht hinnehmbar.

Karin Binder weiter: „Wenn es ums Wohl der Kinder geht, wenn es um gesundheitliche Vorsorge geht, ist der Bund in der Pflicht zu handeln. Er muss deshalb eine gute Verpflegung in den Einrichtungen durch geeignete Rahmenbedingungen absichern. Dazu muss er auch ausreichend finanzielle Mittel im Bundeshaushalt zur Verfügung stellen.

Es ist auch notwendig, dass die Mahlzeiten endlich beitragsfrei sind. Der Sportstunde sind schließlich auch kostenfrei. Niemand verlangt Ball-Geld oder eine Hallengebühr, damit Kinder sportliche Aktivitäten wertschätzen. In einer Ganztags-Kita und der Ganztagsschule gehört das Essen zum Lernalltag dazu.

Besonders viel kann Finanzminister Wolfgang Schäuble von der CDU beitragen: Allein die Streichung von Steuergeschenken für die tricksende Autoindustrie, wie die Subventionierung großer Dienstwagen und unwirksame Zuschüsse für Elektroautos, reicht zur Finanzierung eines guten Kita- und Schulessens aus. Die Absenkung der Mehrwertsteuer für die Kita- und Schulverpflegung von derzeit 19 Prozent auf 7 Prozent würde zudem die Verpflegungskosten um fast 1,4 Milliarden Euro senken. Ich sage: wer Kindern in Kitas und Schulen für jedes Mittagessen einen halben Euro an Steuern abknüpft, sollte sich schämen.“

Weiterführend, hier der Antrag an die Bundesregierung, eine Ausarbeitung und ein Protokoll eines Fachgesprächs mit Karin Binder:
Antrag Bundesprogramm Kita- und Schulverpflegung

Ausarbeitung – Bundesfinanziertes Kita- und Schulessen-1

Protokoll – Fachgespräch Bausteine gutes Schulessen


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