Kommunales Kino – Andere Filme anders zeigen

27. September 2011  Arbeitsgruppen, Kunst & Kultur, Position

Im Gegensatz zum kommerziellen Kino halten wir es für notwendig, das Kommunale Kino in Stuttgart wiederzubeleben. Ebenso wie Theater und Museen sollte hier ein öffentlich subventionierter Ort für Filmkunst entstehen.

Wir unterstützen die Initiative zur Gründung eines Kommunalen Kinos in Stuttgart. Wir begrüßen die Mitarbeit der Freunde der Deutschen Kinemathek ausdrücklich. Die Kinemathek hat sich über viele Jahre hinweg sehr um den Internationalen Film und seiner Geschichte verdient gemacht. In einem programmbestimmendem Kuratorium muss sie vertreten sein.

Wir erkennen die Bemühungen der Merz-Akademie in der Initiative zur Gründung eines Kommunalen Kinos an. Aber hier müssen wir Aspekte besonders hervorheben, die in den Überlegungen der Akademie eine untergeordnete Rolle zu spielen scheinen. Wir haben nichts grundsätzliches gegen die Nutzung des Kommunalen Kinos für die Schüler der Merz-Akademie, aber diese Nutzung kann nur ein kleiner Teil des ganzen sein.

Ein Kommunales Kino wird aus öffentlichen Geldern subventioniert und ist somit auch der Kommune verpflichtet. Es ist deshalb unabdingbar, dass ein Mitbestimmungsrecht der in ihr lebenden Menschen gewährleistet ist. Es darf nicht ausschließlich elitären oder avantgardistischen Strömungen dienen, sondern sollte alle Bevölkerungsgruppen – insbesondere die sozial Benachteiligten – abbilden.

Ein noch zu bestimmendes Kuratorium muss somit auch örtliche Vertreter aus der Bürgerschaft einbinden. Hier sind auch besonders die Organisationen der unterschiedlichen Kulturkreise angesprochen. Ein Programm sollte die Vielfalt an Kulturen und Sprachen in Stuttgart widerspiegeln und diesbezüglich neue kulturelle Perspektiven im gemeinsamen Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung eröffnen.

Ebenso wichtig für ein gemeinsames Zusammenleben und den Kommunalen Anspruch ist ein differenziertes Kinder- und Jugendprogramm. Grundlegend muss es Angebote schaffen, die die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen pädagogisch befördern und somit eine Ergänzung zum kommerziellen Kinder- und Jugendprogramm der Stuttgarter Kinos etablieren.

In diesen Zusammenhängen ist es wichtig Möglichkeiten in der Programmgestaltung zu definieren, in denen Eigenproduktionen von Schulen, Jugendhäusern und Amateurprojekten einen Platz finden, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Kultur sollte nicht im Nebeneinander erfahren werden, sondern immer im Miteinander, in Kommunikation und Diskussion. Daher muss ein Kommunales Kino auch Begegnungsstätte sein und Raum zum gegenseitigen Austausch bieten. Eine Gastronomie, in Form eines Cafés, dass auch Menschen mit sehr begrenzten Mitteln zum Miteinander anregt wäre für die Konzeption wünschenswert. Zumindest aber möblierte Räumlichkeiten, die allen Besuchern zum Aufenthalt und Austausch zur freien Verfügung stehen.

Der Zugang zum Kommunalen Kino muss darüber hinaus preislich so gestaltet werden, dass er für ALLE Bürger gewährleistet ist.

Eine privatwirtschaftliche Beteiligung an der Programmgestaltung sollte auf ein noch zu findendes Maß beschränkt werden. Es kann ansonsten zu einer vorauseilenden Privatisierung kommen, die dann nicht mehr in der Lage ist, die Kommunalen Bedürfnisse und Erfordernisse zu berücksichtigen. In Folge daraus darf sich das Kommunale Kino auch nicht als Konkurrenz zu den privaten Filmtheatern verstehen, sondern als deren Ergänzung.

AG Kultur
Kreisverband DIE LINKE. Stuttgart


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