Kreistag verzichtet auf aufgeschäumte Polystyrol-Fassaden-Dämmung. Dafür schäumten Sabine Schlager (Grüne) und Christiane Hoyer (Schwäbisches Tagblatt) auf.

17. Februar 2011  Antrag, Kreistage, Umwelt
Kreistag Tübingen
Antrag zu

Energetische Sanierung / Neubau
Verwendung von Styropor / Polystyrol EPS

Bei der energetischen Sanierung bzw. bei der Wärmedämmung im Neubau wird auf die Verwendung von Styropor-Produkten bzw. Polystyrol und Polystyrol EPS verzichtet.

Begründung:

Bei der üblichen Verarbeitung von Polysterol entstehen giftige Dämpfe, im Brandfall kommt es zu einer tödlichen starken Rauchgasentwicklung mit giftigen Brandgasen, die hochgiftige Dioxine und Furane bilden können.

Die Entsorgung ist nur in Abfallverbrennungsanlagen mit anschließender Deponierung als Sonderabfall möglich.

Die „graue Energie“ von Polystyrol-Produkten beträgt mit 105 MJ/kg das Mehrfache von Mineralwolle und pflanzlichen Dämmmaterialien.

Als Flammschutzmittel für Polystyrol EPS wird Hexabromcyclododekan (HBCD) eingesetzt. HBCD erfüllt die Kriterien für persistente (in der Umwelt nicht leicht abbaubare), bioakkumulierende (sich in Organismen anreichernde) und toxische (giftig für Mensch, Ökosystem und Organismen) Stoffe der neuen europäischen Chemikalienverordnung REACH. Diese dürfen nur noch unter ganz bestimmten, strengen Auflagen zum Einsatz kommen, solange keine geeigneten Ersatzstoffe vorhanden sind. Und für Dämmmaterialien aus Polystyrol gibt es Alternativen. Auch das Bundesumweltamt plädiert dafür, andere Dämmmaterialien zu verwenden.

Bevor eine breite Diskussion über die gesundheitsschädliche und gefährliche Verwendung von Polystyrol-Produkten entsteht, schon gedämmte Gebäude aufwändig saniert und der Sondermüll teuer entsorgt werden muss, sollte der Kreis Tübingen die Notbremse ziehen.


Soweit unser Antrag. Der Kreistag beschloss am 17. 02. 2011:

Der Landkreis verzichtet bei seinen Baumaßnahmen künftig auf die Verwendung von Polystyrol-Produkten unter der Voraussetzung, dass es alternative Produkte gibt, die in ausreichendem Umfang technisch geprüft sind, bautechnisch gleichwertig verwendbar sind und deren verwendung auch wirtschaftlich darstellbar ist.

Damit waren wir einverstanden, da wir natürlich nichts dagegen haben, wenn das Fundament unter der Erde weiter mit Polystyrol gedämmt wird. Frau Schlager (Grüne) und Frau Hoyer (Tagblatt) bekamen dagegen davor im Kreistag und danach in der Zeitungsberichterstattung einen Tobsuchtsanfall. Von einer Brückentechnologie, die viermal so billiger sei, war dabei die Rede. Wir würden das Styropor verteufeln. Angesichts des japanischen Gaus dürfe man nicht über die Dioxine und Furane beim Styropor/Polystyrol-Brand reden etc., recht witzig zu lesen wie alles von der Wutredakteurin Hoyer.

Hier noch ein Leserbrief dazu von Anton Brenner:

Laut Vorlage der Kreisverwaltung kostet die Fassadendämmung mit Polystyrol-Platten ab 40 €/cbm, die mit Mineralwolle ab 50 €/cbm. In der Kreistagssitzung habe ich erklärt, wenn dieser Preisunterschied 400% betrage, wie von Frau Schlager (Grüne) beklagt, würden wir unseren Antrag gerne zurückziehen. So weit musste es nicht kommen (www.tuebinger-linke.de). Und so wird im Kreis laut Mehrheitsbeschluss in Zukunft wohl eher mit Mineralwolle gedämmt werden als mit Polystyrol, von dem Feuerwehrexperten sagen, „diese Dämmplatten seien wahre Brandbomben und damit Todesfallen“ (www.richtigbauen.de/info/wd/brennendewdvs.htm). Prof.Dr. Walter Jäger wörtlich auf der Sitzung vom 23.02.: „Die Flammschutzausrüstung zur Verbesserung des Brandverhaltens ist von besonderer Brisanz. Dann entstehen nämlich Substanzen noch größerer Toxizität“. Das Bundesumweltamt plädiert deshalb dafür, andere Dämmmaterialien als Polystyrol zu verwenden. Nachdem unsere Antrag Erfolg gehabt hat und schließlich auch Frau Schlager zustimmte, werden wir ihn jetzt der Stadt und Boris Palmer unterbreiten.

Noch ein Tip für die grünen Damen Schlager und Hoyer:

„Aufgeschreckt wurden die Produzenten vor allem durch die Nachricht, in drei amerikanischen Polystyrol verarbeitenden Betrieben seien zehn Leukämiefälle aufgetreten, man habe zudem ein erhöhtes Risiko für Arbeiter dieser Betriebe nachgewiesen, an Lungen-, Magen- oder Blasenkrebs zu sterben. Fast gleichzeitig vermeldeten sowjetische Arbeitsmediziner, dass die Betriebsangehörigen solcher Fabriken fast doppelt so oft an Störungen des Nervensystems und des Verdauungstrakts erkranken, Hautschäden und Tuberkulose bei ihnen sogar nahezu siebenmal häufiger auftreten.“ (Aus: Koch/Vahrenholt. Seveso ist überall. Die tödlichen Risiken der Chemie. Vorwort von Erhard Eppler. Fischer Taschenbuch 1980)

Anton


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